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ADHS und Ernaehrung

ADHS und Ernährung

In diesem Beitrag erläutern wir die Zusammenhänge zwischen ADHS und Ernährung. Und schildern ob und wie Sie mit einer gut zusammen gestellten Ernährung die Symptome einer ADHS abschwächen können. Bitte beachten Sie beim Lesen des Beitrages, dass der Einfluss der Ernährung maßgeblich vom Schweregrad der ADHS abhängig ist.

Eine gesunde Ernährung ist eine hilfreiche Maßnahme, kann aber keine therapeutische Behandlung durch Expert*innen ersetzten.

Welchen Einfluss hat die Ernährung auf ADHS?

Heute wird davon ausgegangen, dass es sich bei dem Beschwerdebild ADHS in vielen Fällen um eine Folge fehlender Mikronährstoffe handelt.

Als Mikronährstoffe werden Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Spurenelemente bezeichnet. Da der Körper die meisten Mikronährstoffe nicht speichert, ist es wichtig, diese in Form einer ausgewogenen Ernährung aufzunehmen.

Ein Beispiel zu Mikronährstoffmangel bei ADHS im Zusammenhang mit Homocystein

Fehlen die Vitamine B2, B6, B12 und Folsäure, kann die Aminosäure Homocystein nicht abgebaut werden.

Homocystein schädigt das Herz und die Blutgefäße und somit auch das Gehirn.

Erhöhte Homocystein-Blutwerte sind gemäß einer von Forschern aus China durchgeführten Studie Auslöser für kognitive Störungen, einer Symptomatik, die auch bei ADHS auftritt.

In welchen Nahrungsquellen sind diese Mikronährstoffe enthalten?

Folat

Quellen sind beispielsweise: grüne Salate, Spinat, Kohl, Tomaten, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Orangen sowie Milch und Milchprodukte, Eier und Leber.

Vitamin B2

Das Vitamin ist unter anderem enthalten in: Brokkoli, Grünkohl, Vollkornprodukten, Milch und Milchprodukten, Fisch und Fleisch.

Vitamin B6

Es ist in vielen Lebensmitteln enthalten. Vor allem in Haselnüssen, Walnüssen, Vollkorngetreide, roter Paprika, Trockenfrüchten sowie in den kleinen Fischsorten: Makrelen und Sardinen.

Vitamin B12

Dieses Vitamin ist ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten: in Fleisch, Fisch, Eiern sowie in Milch und Milchprodukten. Besonders viel Vitamin B12 enthält Leber.

ADHS und Ernährung – Ernährungsumstellung ein erfolgversprechender Weg?

Feststeht, dass das Darm-Mikrobiom die Psyche beeinflusst, indem es über die Darm-Hirn-Achse mit dem Gehirn kommuniziert.

Zitat:
„Es ist wahrscheinlich, dass Veränderungen des Mikrobioms langfristige Konsequenzen haben für die emotionale Gesundheit und das allgemeine psychische Wohlbefinden.“

Studienautor Frank Schröder von der Cornell University.

Aus Studien ist bekannt, dass die guten Bakterien im Darm-Mikrobiom bei ADHS-Patienten abnehmen.

Diese Darmbakterien sind allerdings wichtige Bausteine für Botenstoffe zwischen den Nervenzellen wie beispielsweise für die beiden sogenannten Glückshormone Serotonin oder Dopamin.

Wenn nun die wichtigsten Vertreter: Lactobacillus acidophilus und Bifidobacterium bifidus, die das Darmmilieu normalerweise im gesunden Gleichgewicht halten, Hilfe benötigen und dies durch die richtige Nahrung erfolgen kann, liegt nichts näher als eine Ernährungsumstellung.

Zur gesunden Ernährung bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung werden und wurden bereits verschiedene Diätformen entwickelt und ausprobiert wie:

Hafer-Diät

Es war die Apothekerin Hertha Hafer, die diese Ernährungsform Anfang der 1980er-Jahre erfand und hierzu 1984 ein Buch mit dem Titel: Die heimliche Droge – Nahrungsphosphat* veröffentlichte.

Sie sah in dem Nahrungsphosphat die Ursache für Verhaltensstörungen, Schulversagen und Jugendkriminalität. Weiterhin argumentierte sie, dass eine Mehrzahl von Menschen eine genetisch bedingte Phosphatempfindlichkeit aufweise und sich ab 30 mg Phosphat pro Tag hyperaktives Verhalten einstellen könne, weshalb phosphathaltige Lebensmittel wie Zucker, Milch und Obst gemieden werden sollten.

Diese Diätform kann nicht empfohlen werden, da bei einem Phosphatmangel den Knochen Phosphat entzogen wird und es somit zur Knochenerweichung kommen kann.

Weiterhin ist durch den Mangel an Kalzium ein gesundes Wachstum von Kindern gefährdet.

Feingold-Diät

Benjamin Feingold, ein amerikanischer Kinderarzt, bestimmte in den 1970er-Jahren aufgrund von Beobachtungen die synthetischen Aroma- und Farbstoffe sowie die Salicylate als Auslöser der Symptomatik.

Er entwickelte daraufhin eine Eliminationsdiät, bei der sämtliche Lebensmittel mit den krankmachenden Zusatzstoffen vom Speiseplan gestrichen wurden.

Diese Ernährungsweise ist allerdings aufgrund des Verbotes von Gemüse und Obst, die natürlicherweise Salicylsäure enthalten, umstritten.

Bei den natürlichen Salicylaten handelte es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die reichlich in Obst und Gemüse enthalten sind und sowohl antientzündliche als auch antikanzerogene Wirkung aufweisen.

Deshalb wird nach aktueller Fachkenntnis davon abgeraten, auf salicylathaltige Nahrung zu verzichten.

Zudem unterliegt der Salicylsäuregehalt großen Schwankungen, was die Auswahl an geeigneten Lebensmitteln erschweren würde.

Nach Feingold sollte beispielsweise auf folgende salicylathaltige Lebensmittel verzichtet werden: Äpfel, Apfelessig, Aprikosen, Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Mandeln, Trauben, Gurken, Tomaten.

Was die Zusatzstoffe in Lebensmitteln betrifft, so haben seine Beobachtungen dazu geführt, dass schädliche Auswirkungen der Lebensmittelzusatzstoffe, vor allem der synthetischen Farbstoffe, wissenschaftlich untersucht und bestätigt wurden.

Oligoantigene Diät

Die Entwicklung der Diagnosediät mit der oligoantigenen Kost nach Joseph Egger beruhte auf seiner Annahme, dass Unverträglichkeitsreaktionen auf bestimmte Lebensmittelbestandteile zurückzuführen sind.

Deshalb darf diese Eliminationsdiät nur wenig allergene Nahrungsmittel enthalten.

Mit der oligoantigenen Diät können während der drei- bis vierwöchigen Diagnosezeit individuelle Nahrungsmittelunverträglichkeiten festgestellt werden.

Mögliche Lebensmittel während der Diagnosediät

Fleisch Huhn, Pute
Kohlenhydratträger Kartoffeln, Reis
Gemüse Salate, Karotten, Linsen, Spargel, Kohl
Obst Apfel, Banane, Aprikose, Pfirsich
Gewürze frische Kräuter, Pfeffer, Salz
Getränke Wasser, Mineralwasser, Kräutertees
Mikronährstoffe Kalzium und Multivitamine

Verbessert sich die Symptomatik, bestätigt dies eine gewisse Empfindlichkeit auf bestimmte Lebensmittelinhaltsstoffe. Um die Symptomauslöser zu finden, folgt nach der strengen Diät die sogenannte Wiedereinführungsphase.

Hierbei wird dem Speiseplan wöchentlich ein allergenes Nahrungsmittel hinzugefügt. Treten danach ADHS-Symptome auf, ist ein möglicher Verursacher gefunden und kann vom Speiseplan gestrichen werden.

Durch diese Ernährungsumstellung kam es bei über 50 Prozent der hyperaktiven Kinder zur Abschwächung der Symptome.

Professor Egger und Mitarbeiter stellten während ihrer Testungen mögliche Auslöser für Verhaltensauffälligkeiten fest. Zu den häufigsten Symptomauslösern gehören:

Lebensmittel/-Inhaltsstoff  Empfindlichkeitsreaktion
Farbstoffe und Konservierungsmittel 79 %
Kuhmilch 64 %
Schokolade 59 %
Weizen 49 %
Orangen 45 %
Hühnerei 39 %
Erdnüsse 32 %
Hafer 23 %
Tomaten 20 %
Zucker 16 %
Äpfel 13 %
Kartoffeln 11 %

Bei der Hafer- sowie der Feingold-Diät zeigten lediglich einige Kinder Behandlungserfolge. Im Gegensatz dazu wird die oligoantigene Diät als wirksam eingestuft.

Mikro- und Makronährstoffe für das Gehirn

Anhand von Studien konnte nachgewiesen werden, dass Nährstoffmängel zu ADHS-Symptomen führen können oder umgekehrt, dass die optimale Versorgung des Gehirns mit wichtigen Nährstoffen dazu beiträgt, den Symptomen entgegenzuwirken.

Neben den Vitaminen der B-Gruppe, der Folsäure und den Aminosäuren benötigt das Gehirn Magnesium, Zink und Eisen sowie die Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren.

Auch wenn die Omega-6-Fettsäuren Arachidonsäure als eine entzündungsfördernde Fettsäure gilt, so hat sie doch ihre Berechtigung als essenzieller Nährstoff für das Gehirn.

Zudem sind Entzündungen bis zu einem gewissen Maße wichtig, damit das Immunsystem seine Abwehrkräfte aktiviert.

Da die Omega-3-Fettsäuren die entzündungsfördernde Wirkung der Arachidonsäure abschwächen, kommt es bei der Ernährung nur auf das richtige Verhältnis der Fettsäuren zueinander an. Das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 ist allerdings in unserer modernen Industriegesellschaft mit etwa 15:1 ausgesprochen ungesund. Es sollte nicht mehr als maximal 5:1 betragen.

Welche Lebensmittel sind reich an Omega-6-Fettsäuren?

Um ein gesundes Verhältnis der Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren zu erreichen, sollten Lebensmittel, die reich an Omega-6-Fettsäuren sind, nur selten und in kleinen Mengen verzehrt werden.

Verhältnismäßig viele Omega-6-Fettsäuren sind unter anderem enthalten in:

  • Fleisch aus Massentierhaltung, vor allem Schweinefleisch und die hieraus hergestellten Fleischprodukte
  • allen tierischen Fetten
  • Transfetten wie Margarine und in Fetten, die zum Frittieren geeignet sind
  • bestimmten Pflanzenölen wie Sonnenblumenöl und Maiskeimöl

Reich an Omega-3-Fettsäuren sind:

  • Hanföl, Leinöl, Rapsöl und Walnussöl
  • Leinsamen und Walnüsse
  • Hering, Lachs, Makrele, Krill
  • Algen wie Spirulina Algen oder Chlorella Algen

Welche Wirkung zeigt der Zuckerkonsum bei ADS?

Die Blutzuckerkurve des ADHS Kindes verläuft anders als bei Kindern ohne ADHS.

Der Blutzucker fällt nach dem Verzehr meist deutlich unter den Normalwert ab. Daraufhin muss die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin abgeben, was im Endeffekt zu gesteigerter Nervosität führt.

Zu meiden sind daher unter anderem:

  • Fruchtzucker, Kristallzucker und Traubenzucker
  • Süßigkeiten
  • Fruchtsäfte und Limonaden

FAZIT

Es herrscht allgemein Einigkeit darüber, dass eine antientzündliche vollwertige Ernährung mit Fisch, viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten, die reich an Omega-3 Fettsäuren und Mikronährstoffen ist, die Therapie bei Aufmerksamkeit Defizit Hyperaktivität Störung erfolgreich unterstützen kann.

Hierzu sind viele informative Bücher erschienen, mit meist sehr guten Ratschlägen und Rezept-Ideen.

Haben Eltern den Verdacht, dass die Ernährung Einfluss auf die Verhaltensweise ihres Kindes hat, wäre es allerdings ratsam, erst einmal einen Arzttermin zu vereinbaren, um eine eindeutige Diagnose erstellen zu lassen.

Ist der Verdacht begründet, sollte eine der Ernährungsumstellung vorgeschaltete Eliminationsdiät nur in Abstimmung und unter Betreuung durch die behandelnden medizinischen Fachkräfte erfolgen.

Die Einnahme von Medikamente zur Linderung der Symptomatik, darf ebenfalls nur in Absprache mit dem Arzt / der Ärztin erfolgen.

Auch Nahrungsergänzungsmittel, die in vielen Fällen sicherlich ihre Berechtigung haben, sollten nur nach Absprache verabreicht werden, denn ein Zuviel oder eine falsche Auswahl können mehr schaden als nutzen.

Quellennachweise

Beatrice Schmidt