Was ist Autophagie?
Autophagie ist ein natürlicher Prozess der Zellerneuerung, Zellreinigung und Zellregeneration. Dieser Prozess findet im Körper von nahezu allen mehrzelligen Lebewesen statt. Der Begriff Autophagie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet übersetzt: „sich selbst verzehrend“. Ein anderes Fachwort für Autophagie ist Autophagozytose.
Was passiert bei einer Autophagie?
Bei der Autophagie baut der Körper abgestorbene Bestandteile von Zellen, fehlstrukturierte Proteine und ganze Zellorganellen wie ältere Mitochondrien zur Selbstverdauung ab. Auch pathologische oder potenziell pathogene Strukturen von Zellen sowie in den Körper eingedrungene Bakterien und Viren werden auf diese Weise entsorgt.
Autophagie wird als Prozess der Selbstreinigung und Selbsterhaltung beschrieben. Es hat sich im Laufe der Zeit entwickelt, um die Erhaltung von Energie und Nährstoffen zu optimieren und gleichzeitig die beschädigten Komponenten zu eliminieren.
Die einzelnen Schritte der Autophagie sind:
- Eine Zelle erkennt ein beschädigten Zellbestandteil
- Die Zelle legt eine Hülle um den beschädigten Zellbestandteil
- Die Hülle schließt sich zum Autophogosom.
- Das Autophagosom verschmilzt mit Lyosomen (kleine Blasen voller Enzyme [Eiweiß])
- Die Enzyme spalten den eingeschlossenen beschädigten Bestandteil der Zelle zum Beispiel in Aminsäuren, Lipide und andere Abbauprodukte.
- Die abgespalteten Bestandteile werden zur Energiegewinnung genutzt, in neuen Zellen verbaut oder abtransportiert und ausgeschieden.
Der japanische Molekularbiologe Yoshinori Ohsumi fand heraus, dass der Prozess der Autophagie von mindestens 35 Gene gesteuert wird. Ihm haben wir es auch zu verdanken, dass wir mehr über das Thema Autophagie wissen. Für seine Forschungen hierzu bekam Yoshinori Ohsumi im Jahr 2016 den Nobelpreis für Medizin.
Was setzt die Autophagie in Gang?
Autophagie findet statt, wenn die notwendige Nährstoffzufuhr gering ist. In einem solchen Zustand hat der Körper einen konstant niedrigen Insulinspiegel. Wenn dies auftritt, baut die Zelle unnötige Teile ab, um die Nährstoffe zu gewinnen, die dem Körper verloren gehen.
Autophagie wird überwiegend als Reaktion auf einen vorübergehenden Energiemangel ausgelöst. Basierend auf dieser Hypothese könnten die Vorteile des regelmäßigen Fastens mit der Autophagie erklärt werden.
Bevor jedoch der Prozess der Autophagie zur Energiegewinnung startet, versucht der Körper auf andere Weise an Energiezukommen. Hierbei findet folgende Prozess-Reihenfolge statt:
- Energiegewinnung durch den Abbau der Glukosespeicher in Muskeln und Leber
- Energiegewinnung durch den Abbau von Fettzellen
- Energiegewinnung durch Autophagie
Die Zeitangaben von Forschenden belaufen sich wahlwiese auf 14 bis 16 Stunden, 18 bis 20 Stunde und auch auf 48 bis 72 Stunden. Genaue wissenschaftliche Beweise dafür, wann die Autophagie einsetzt gibt es bislang nicht.
Wie lang dauert der Prozess der Autophagozytose?
Im Gegensatz zur herkömmlichen Körperzell- und Organerneuerung ist die Autophagie wesentlich schneller und flexibler. Hierbei kann fast jeden Tag eine Zellerneuerung erfolgen, während eine echte Zellerneuerung Tage bis Jahre dauern kann.
Welche Auswirkungen hat Autophagie auf die Gesundheit?
Autophagie kann nützlich sein bei der Bekämpfung von Infektionen und Stress sowie bei der Embryonalentwicklung, damit der Körper die Bausteine hat, die er benötigt, um schnell funktionsbereit zu sein.
Wissenschaftliche Beweise für eine positive Auswirkung auf die Gesundheit gibt es derzeit jedoch nicht. Bisher ist lediglich der Prozess der Autophagie teilweise erforscht, nicht jedoch die Auswirkungen als solches.
Autophagie und Fasten – Ein gutes Team?
Wenn es um Kalorienrestriktion geht, gilt Fasten als einer der sicheren Auslöser der Autophagie. Es ist jedoch nicht klar, welche Formen des Fastens (Heilfasten, Intervallfasten, intermittierendes Fasten) am vorteilhaftesten sind und unter welchen Umständen diese Formen am besten funktionieren.
Wir können jedoch sagen, dass das 16/8 Intervallfasten mit ziemlicher Sicherheit nicht den Beginn der Autophagie verursacht. Ähnliches gilt auch das intermittierende Fasten, bei dem man zwei Tage hintereinander auf Essen verzichtet.
Anders verhält es sich jedoch beim klassischen Heilfasten, wie dem Buchinger Fasten. Hier werden über einen Zeitraum von 3 bis 21 Tagen täglich nur 500 kcal aufgenommen. Ein solches Fasten würde höchstwahrscheinlich die Autophagie stimulieren.
Um die Vorteile der Zellerneuerung voll auszuschöpfen, sollte die Fastenkur mindestens drei Tage, also 72 Stunden dauern.
Wem das klassische Heilfasen zu viel ist, kann es auch mit dem „Scheinfasten“ versuchen. Hierbei wird die Kalorienzufuhr nicht auf unter 500 kcal pro Tag gesenkte, sondern nur auf 750 kcal.
Gibt es Nahrungsmittel, die die Autophagie begünstigen?
Wichtig ist, dass Sie sich grundsätzlich gesund ernähren. Hierbei sollten Sie sich an der Vollwertkost orientieren. Um aktiv die Autophagie auszulösen, können Sie es mit dem zuvor beschriebenen Fasten, versuchen.
Bestimmte Getränke und Lebensmittel können die Autophagie anregen. Dabei spielt insbesondere das biogene Polyamin Spermidin eine Schlüsselrolle. Spermidin kommt als Botenstoff in jeder Körperzelle vor. Es gilt als der Auslöser der Autophagie.
Spermidin ist in vielen Nahrungsmitteln enthalten. Hierzu zählen insbesondere Vitamin B haltige Nahrungsmittel, wie Sojakeime, Käse, Pilze und Weizenkeime.
Ein weiterer typischer Autophagie-Auslöser ist schwarzer Kaffee – oder am besten Koffein ganz ohne Milchprodukte.
Fazit
Autophagie ist ein natürlicher biologischer Prozess, bei dem beschädigte Zellen erneuert werden.
Um den Prozess der Autophagie auszulösen, muss ein Kaloriendefizit auftreten, um den Insulinspiegel für etwa 72 Stunden konstant niedrig zu halten. Um einen solchen Zustand zu erreichen, eignen sich besonders Heil- und Scheinfasten.
Beliebte Fastenmethoden wie Intervallfasten oder intermittierendes Fasten hingegen reichen möglicherweise nicht aus. Dennoch können Sie die Autophagie unter Umständen durch den Verzehr bestimmter Nahrungsmitteln fördern.
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