Wahrheit oder Mythos? Die Blutgruppendiät
Kann die Blutgruppe Einfluss auf unsere Ernährung haben? Laut der Theorie der Blutgruppendiät benötigen verschiedene Blutgruppen unterschiedliche Nahrung. Welche Blutgruppe sich wie ernähren sollte und was an der Blutgruppendiät liegt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Definition Blutgruppe
Blutgruppen sind eine Klassifikation des menschlichen Blutes. Die Einteilung basiert auf bestimmten Merkmalen, die auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen vorkommen.
Die zwei wichtigsten Blutgruppensysteme sind das AB0-System und das Rhesusfaktor-System.
Das AB0-System kennzeichnet das Vorhandensein oder das Fehlen des Antigens A und B auf der Oberfläche der Blutkörperchen.
Der Rhesusfaktor ist ein Protein, das separat vererbt wird. Er wird mit einem + oder einem – vermerkt und gibt an, ob der Rhesusfaktor gegeben ist oder fehlt.
Die beiden Systeme und Merkmale im Blut sind wichtig und entscheidend im Falle einer Bluttransfusion, Organspende oder auch bei der Schwangerschaft.
Welche Blutgruppen gibt es?
Blutgruppen werden eingeteilt in Gruppe:
- 0
- A
- B
- AB
Es gibt das Antigen A und das Antigen B. Die Blutgruppen sagen aus, welches Antigen im Blut der jeweiligen Person vorhanden ist. Während die Blutgruppe A das Antigen A enthält, besitzt die Gruppe B das Antigen B. Die Blutgruppe AB besitzt beide, während die Gruppe 0 keines von beiden enthält.
Was ist die Blutgruppendiät?
Die Blutgruppendiät ist keine Diät zum Abnehmen, sondern beschreibt viel eher eine Ernährungsweise. Sie wurde in den 1990er Jahren von dem US-Amerikaner Peter D’Adamo ins Leben gerufen.
In dem von ihm geschriebenen Buch stellt er die Theorie auf, dass die Blutgruppe biologisch Einfluss auf unsere Ernährung hat. Sie entscheidet, welche Lebensmittel uns gut bekommen und welche wir nicht vertragen.
Grundlage dieser Annahme sind Lektine. Diese sollen mit unterschiedlichen Blutgruppen reagieren und Einfluss auf die Gesundheit haben. Die falschen Nährstoffe sollen also je nach Blutgruppe gesundheitsschädlich sein.
Demnach teilt der Naturheilkundler die verschiedenen Blutgruppen in Ernährungstypen ein, an welche wir uns anpassen sollten.
Was sind Lektine?
Lektine sind Proteine, die in vielen Lebensmitteln vorkommen, insbesondere in Pflanzen. Sie haben die Fähigkeit, spezifische Kohlenhydratstrukturen zu erkennen und sich an sie zu binden.
Die Proteine sind in einer Vielzahl von Nahrungsmitteln enthalten. Darunter Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Obst und Gemüse.
Es gibt verschiedene Arten von Lektinen. Einige von ihnen können gesundheitliche Auswirkungen haben. Andere von ihnen können die Darmwand durchdringen und mit Zellen im menschlichen Körper interagieren. Dies hat zu Interesse an der Rolle von Lektinen in Bezug auf die menschliche Gesundheit geführt.
Es ist allerdings wichtig zu beachten, dass nicht alle Lektine schädlich sind. Viele werden während des Kochens oder Einweichens von Lebensmitteln inaktiviert. Der Körper kann daraufhin einige Lektine ohne Probleme abbauen und verarbeiten.
Einige Lektine haben jedoch das Potenzial, unerwünschte Reaktionen im Körper hervorzurufen. Insbesondere, wenn sie in großen Mengen oder in roher Form konsumiert werden.
Wie ernährt man sich nach Blutgruppen?
Falsche Ernährung ist oftmals der Grund für Verdauungsbeschwerden, Gewichtszunahme und mangelnde Gesundheit.
Mit der Blutgruppendiät ernährt man sich nicht nur biologisch angemessen, man soll auch gesund abnehmen können. Zumindest verspricht das der Erfinder der Diät.
D’Adamos Theorie zufolge spielt die Blutgruppe eine wichtige Rolle für die Ernährung. Für eine individuell angepasste und richtige Ernährung sollten die folgenden Blutgruppen-Typen und Ihre vorgesehenen Lebensmittel beachtet werden.
Blutgruppe 0: Der Jäger
Blutgruppe 0, der Jäger-Typ, ist die älteste Blutgruppe. Sie stammt laut der Theorie von D’Adamo den ersten Menschen der Evolution ab. Demnach ist das Immunsystem dieser Menschen besonders stabil und der Stoffwechsel langsam.
Jäger sollten folgende Lebensmittel essen:
- viel (vor allem rotes) Fleisch
- Obst
- Gemüse
Diese Lebensmittel gilt es hingegen zu vermeiden:
- Produkte aus Weizen
- Milchprodukte
- Hülsenfrüchte
Die genannten Lebensmittel sollen Menschen der Blutgruppe 0 wegen der enthaltenen Lektine nicht vertragen.
Blutgruppe A: Der Landwirt
Diese Blutgruppe entstammt einer Zeit, in der die Landwirtschaft und Viehzucht zunahm. Somit hat sich auch das Essverhalten geändert. Der Landwirt ist laut der Blutgruppendiät hauptsächlich Vegetarier.
Folglich sollen Rezepte von Menschen der Blutgruppe A folgende Lebensmittel beinhalten:
- Obst und Gemüse
- Hülsenfrüchte
- kleinere Mengen an Fisch
Zu den zu vermeidenden Lebensmitteln zählen:
- Fleisch
- Milchprodukte
Blutgruppe B: Der Nomade
Diese Gruppe entstand durch die Völkermischung. Deshalb steht der Nomade für hohe Anpassungsfähigkeit sowie eine robuste Verdauung. Dadurch verträgt diese Gruppe beinahe alles.
Das sollte die Blutgruppe B essen:
- Obst und Gemüse
- Fleisch
- Milchprodukte
Rezepte mit folgenden Lebensmitteln sollten gemieden werden:
- Geflügel
- die meisten Hülsenfrüchte
- Weizen
Blutgruppe AB: Der Rätselhafte
Diese Blutgruppe ist die jüngste Mischgruppe. Den Rätselhaften zeichnet aus, dass sein Immunsystem stark ist, während die Verdauung eher empfindlich ist. Wie der Name vermuten lässt, ist die Ernährung dieser Gruppe nicht ganz eindeutig.
Rezepte dürfen enthalten:
- Weizen
- Milchprodukte
- das meiste Obst und Gemüse
- die meisten Hülsenfrüchte
Worauf vor allem verzichtet werden soll, ist Fleisch. Besonders Schweinefleisch vertragen die Menschen der Blutgruppe AB nicht gut.
Fakten und Studien:
Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die die Blutgruppendiät belegen.
Faktisch korrekt ist, dass Blutgruppen biologisch vererbbar sind. Hier ist allerdings anzumerken, dass sich die einzelnen Gruppen nicht in der von D’Adamo angegebenen Reihenfolge entwickelt haben. Forschungen zeigen, dass die Blutgruppe A etwa bereits vor der Blutgruppe 0 existierte.
Weitere Untersuchungen vermuten auch, dass es die Blutgruppen 0, A und B bereits vor vielen Millionen gab.
Einige Studien zeigen, dass die Blutgruppe geringen Einfluss auf das Risiko mancher Krankheiten haben kann.
Allerdings gibt es keine Belege, dass sie Auswirkungen auf unsere Ernährung haben.
Wie sinnvoll ist die Blutgruppendiät
Wie bereits erwähnt, ist die Wirksamkeit der Blutgruppendiät nicht wissenschaftlich bewiesen.
Einige der geschichtlichen Hintergründe, auf denen D’Adamos Theorie basiert, sind falsch oder fragwürdig. Laut Untersuchungen können sich die einzelnen Blutgruppen nicht so entwickelt haben, wie von ihm angenommen.
Somit lässt sich darüber streiten, wie sinnvoll und akkurat die Aufteilung und Erklärung hinter den einzelnen Typen ist.
Bis heute ist kein Beweis bekannt, dass die Blutgruppen mit Ernährung und Verdauung zusammenhängen. Daher ist auch die Schlussfolgerung, dass Blutgruppen und die Verarbeitung der Lektine zusammenhängen, nicht bewiesen.
Nachteile und Risiken: Ist die Diät empfehlenswert?
Die Blutgruppendiät ist häufig in Kritik geraten. Gründe dafür sind die folgenden Nachteile und Risiken, die durch die Diät entstehen können:
- Mangel an Beweisen: Allgemein gilt es, bei der Ernährung Vorsicht zu bewahren, wenn Diäten nicht von Fachkräften unterstützt werden.
- Einschränkungen: Die Diät unterliegt starken Einschränkungen. Ein unnötiger Verzicht auf Nährstoffe und Lebensmittel, die der Körper benötigt oder verlangt, kann zu Mangelernährung führen. Das ist besonders deswegen der Fall, weil ganze Lebensmittelgruppen ausgeschlossen werden.
- Fehlende Individualität: D’Adamos Theorie beruht auf der Annahme, dass Menschen mit derselben Blutgruppe ähnliche Ernährungsbedürfnisse haben. Dies ignoriert jedoch die individuellen Unterschiede im Lebensstil einzelner Menschen. Auch Vorlieben spielen hierbei keine Rolle. Vegetarier müssten beispielsweise laut dieser Diät Fleisch essen. Oder auch andere Gruppen müssen Nahrung zu sich nehmen, die ihnen überhaupt nicht zusagt.
- Gesundheitsrisiken: Das Meiden einer großen Gruppe an Lebensmitteln kann auch große Risiken für die Gesundheit mit sich bringen. Wer sich nicht an Vorerkrankungen oder dem eigenen Gesundheitszustand orientiert, sondern an den Blutgruppen, kann die Gesundheit gefährden. Mangelerscheinungen durch fehlende Nährstoffe stellen ein weiteres gesundheitliches Risiko dar.
- Unverträglichkeiten: Die Blutgruppendiät von D’Adamo berücksichtigt keine Unverträglichkeiten. Auch diese können genetisch bedingt sein und großen Einfluss auf die Ernährung haben. Hierbei gilt es, dringend auf die eigene Gesundheit zu achten und auf den Rat eines Facharztes zu hören.
- Abnehmen: Die Ernährung und die aufgelisteten Lebensmittel der Blutgruppendiät stehen in keinem Zusammenhang zum gesunden Gewichtsverlust. Zu einer ausgewogenen Ernährung zum Abnehmen gehören gesunde Rezepte, spezifische Produkte in Maßen und Kalorien sowie Bewegung.
Unabhängig von der Blutgruppe sind Mangelerscheinungen ernst zu nehmen. Zu den Symptomen einer Mangelerscheinung gehören:
- Müdigkeit
- Schwindel
- Energielosigkeit
- Kopfschmerzen
- Muskelschwäche
- Hautprobleme
- Verdauungsbeschwerden
Alternativen zur Blutgruppendiät
Ob Sie abnehmen möchten oder einfach nur bewusster essen wollen – es gibt zahlreiche Rezepte, Diäten und Ernährungsweisen, die auf wissenschaftlichen Grundlagen basieren. Einige körperliche Aspekte können hierbei tatsächlich eine Rolle spielen.
Individuelle Faktoren, die Ihr Essverhalten und die Verträglichkeit von Lebensmitteln beeinflussen können sind:
- Hormone
- Vorerkrankungen
- Unverträglichkeiten
Die richtige Ernährung lässt sich nicht verallgemeinern. Bei einer gesunden Ernährungsumstellung müssen diese Faktoren berücksichtigt werden.
Allgemein lässt sich sagen, dass eine ausgewogene Vollwerternährung vorteilhaft für alle Blutgruppen und Menschen ist. Sollten Sie Unverträglichkeiten haben oder Sie sind sich unsicher, welche Ernährung für Sie die beste ist, lassen Sie sich von einem Arzt professionell beraten.
Fazit zur Blutgruppendiät
Die in den 1990er Jahren entstandene Diät von D’Adamo basiert auf der Annahme, dass Menschen verschiedener Blutgruppen unterschiedliche Lebensmittel gut oder weniger gut vertragen. Demnach sollte die Ernährung laut dem Naturheilkundler angepasst werden.
Aufgrund der mangelnden wissenschaftlichen Beweise zur Wirkung der Blutgruppendiät, ist diese jedoch skeptisch zu betrachten. Die Ernährung gründet auf Einschränkungen und Verzichten teilweise ganzer Lebensmittelgruppen. Dieses Essverhalten berücksichtigt weder individuelle Bedürfnisse noch gesundheitliche Faktoren. Von dieser verallgemeinerten Diät ist also grundsätzlich abzuraten.
Viel eher sollten Menschen auf ihren Körper hören und individuelle Aspekte bei der Ernährung berücksichtigen.